Große Koalition der Autobauer für die E-Mobilität

In seltener Einigkeit verkünden jetzt fünf deutsche Autobauer die Gründung eines Joint Ventures zur Errichtung des leistungsstärksten Schnell-Ladenetzes für Elektrofahrzeuge in Europa. BMW, Daimler, Ford sowie Audi und Porsche wollen in diesem Rahmen "eine beachtliche Zahl an Ladestationen errichten und so die Langstreckentauglichkeit der Elektromobilität deutlich erhöhen". Eine große Koalition also? Nicht so groß wie es möglich und eigentlich auch notwendig wäre – aber ein guter Anfang.

Denn die geplante Infrastruktur mit einer Ladeleistung von bis zu 350 Kilowatt (kW) können "nur" Fahrzeuge europäischer Hersteller nutzen, die den sogenannten Combined Charging System (CCS) Standard verwenden. Die Japaner – Nissan baut immerhin mit dem Leaf den weltweit meistverkauften Stromer – sind mit ihrem CHAdeMO-Stecker außen vor. Zwar sei zum Beispiel für den Kia Soul EV unter Umständen das Laden mit einem Adapter möglich, teilt der Hersteller mit, allerdings "nur" bis zu einer Ladeleistung bis 6,6 kW. Eine wirkliche Schnell-Ladung ist das aber nicht.

Der nun verlautbarte Aufbau von in einem ersten Schritt etwa 400 Standorten mit Schnellladesäulen ab 2017 und Zugang "zu Tausenden von Hochleistungs-Ladepunkten kommt also nur einem Teil der deutschen E-Mobilisten zugute. Die Ladestationen sollen an Autobahnen und hoch frequentierten Durchgangsstraßen entstehen und öffentlich zugänglich sein. Dies soll die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen in Europa deutlich erhöhen.

Für dieses faktisch wenig selbstlose Vorhaben loben sich die Partner nun erwartungsgemäß selbst. "Zusammen mit unseren Partnern bauen wir jetzt die leistungsfähigste Lade-Infrastruktur in Europa auf", sagt Daimler-Chef Dr. Dieter Zetsche und erwähnt ganz nebenbei die unter der neuen Marke EQ geplanten zehn vollelektrischen Pkw bis 2025. Auch BMW-Chef Harald Krüger geizt nicht beim Schulterklopfen: "Das Gemeinschaftsprojekt ist für uns ein weiterer bedeutender Meilenstein, der klar zeigt, dass die Automobilhersteller ihre Kräfte bündeln, um die Elektromobilität weiter voranzubringen." Ähnlich äußern sich auch die beiden Chefs der VW-Konzernmarken Audi (Rupert Stadler) und Porsche (Oliver Blume).

Und Mark Fields, Präsident und CEO der Ford Motor Company betont: "Eine zuverlässige, ultra-schnelle Ladeinfrastruktur ist für die Kundenakzeptanz wichtig und hat das Potenzial, elektrisches Fahren auf die Stufe der Massentauglichkeit zu heben." Lobende Worte findet auch Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie: "Die Initiative zeigt, wie ernst es die deutschen Hersteller mit der Elektromobilität meinen. Wenn Unternehmen, die sonst im harten Wettbewerb sind, solch ein gemeinsames Projekt angehen, ist das ein deutlicher Beleg für ihren enormen Innovations- und Investitionswillen." Und dieser kommt nun den E-Auto-Fahrern zugute – aber eben nur einem Teil.

Fotocredits: BMW

(dpa)