Jahrelang war T-Mobile USA ein Sorgenkind der Deutschen Telekom. Ein beabsichtigter Verkauf an den zweitgrößten Mobilfunkanbieter AT & T scheiterte am Einspruch der US-Wettbewerbshüter. Jetzt überrascht die US-Tochter mit einer aggressiven Expansionsstrategie. Der jüngste Coup ist die Übernahme von Frequenzen des Marktführers Verizon Wireless – ein Milliarden-Deal von strategischer Bedeutung.
Netzausbau im Niedrigfrequenz-Bereich
Für insgesamt 3,3 Milliarden Dollar kauft T-Mobile USA in diesem Jahr 700 Megahertz-Frequenzen von Verizon Wireless. Mit dem Einkauf im Niedrigfrequenz-Bereich will der viertgrößte Mobilfunkbetreiber in den USA vor allem seine Präsenz in ländlichen Räumen und den Empfang in Gebäuden verbessern. 700 Megahertz-Frequenzen eignen sich besonders gut, um dünnbesiedelte Gegenden mit Funk-Internet zu versorgen. Mit der Übernahme von Verizon erreicht die Telekom-Tochter 21 der 30 wichtigsten US-Märkte. Die US-Kartell-Behörden müssen der Transaktion allerdings noch zustimmen. Wenn sie ihr O.K. geben, kann die Frequenzübernahme zur Jahresmitte über die Bühne gehen. 2,37 Milliarden Dollar fließen dabei sofort in Bar, der Rest wird im Rahmen der Übertragung bezahlt.
Dynamisches Wachstum nach Durststrecke
T-Mobile USA setzt damit nach einer längeren Durststrecke seinen Erfolgskurs fort. Erst im vergangenen Jahr war mit der Übernahme des Regionalanbieters MetroPCS die Marktpräsenz verstärkt worden. Mit aggressiven Preisen, neuen Tarifen und dem gezielten Netzausbau konnte die Telekom-Tochter neue Kunden gewinnen. Zuletzt stieg die Kundenzahl auf 45 Millionen und erhöhte sich damit nochmal um eine Million. Inzwischen ist T-Mobile USA auch an der Börse notiert, zuletzt wurde im November letzten Jahres am Kapitalmarkt frisches Geld besorgt. Die Deutsche Telekom hält an T-Mobile USA noch einen Anteil von 67,5 Prozent.
zum Verkauf?
Trotz der jüngsten Erfolge, Experten rechnen damit, dass sich die Deutsche Telekom auf lange Sicht von ihrer US-Tochter trennen wird. Der US-Mobilfunkmarkt ist hart umkämpft und gilt als besonders schwierig. Das mit einem Verkauf erzielte Geld könnte gut gebraucht werden, um hierzulande weiter in den nötigen Ausbau von Datenautobahnen zu investieren. Mit dem Erfolgskurs von T-Mobile USA werden die Voraussetzungen für einen Verkauf besser. Der Marktwert der US-Tochter beträgt derzeit rd. 26 Milliarden Dollar. Gerüchten zufolge gibt es bereits zwei Interessenten: den Satelliten-Fernsehanbieter Dish und seinen Konkurrenten Sprint.
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